Haus Olbrich
Architekt: Joseph Maria Olbrich
Bauphase: 1900 - 1901
Das ehemalige Wohnhaus des Architekten Joseph Maria Olbrich wurde von ihm als Teil der Gesamtanlage für die Ausstellung 1901 „Ein Dokument Deutscher Kunst“ an prominenter Stelle geplant und umgesetzt. Am Fuß des Ernst Ludwig-Haus gelegen, wird die Architektur sowohl von diesem Gebäude als auch von der Hanglage bestimmt. So wurde der Haupteingang auf die große Freitreppe des Ateliergebäudes hin ausgerichtet.
Das auf nahezu quadratischem Grundriss erbaute dreigeschossige Wohnhaus mit einem ehemals nach Norden tiefer heruntergezogenen ziegelroten Dach wird bestimmt durch einen umlaufenden blau-weißen Kachelfries und seine unterschiedlich gesetzten Fenster. Eine nach Süden im Obergeschoss vorgehängte Blumengalerie verlieh der klar strukturierten Fassade eine lebendige Gliederung.
Die hölzerne Freitreppe im Westen führte in eine offene Loggia, vom Architekten „Piazza“ genannt, über die der Besucher ins Hausinnere gelangte. In der Architektur Olbrichs spiegeln Fenster in unterschiedlicher Größe die innere Struktur des Hauses wider: Während ein kleines quergelagertes Fenster das Badezimmer anzeigte, markierte die große, untergliederte Öffnung daneben eine hohe Halle als zentralen Raum des Hauses.
Der kleinere Eingang im Osten führte zur Küche und den Wirtschaftsräumen. Ein davor gelegener Küchengarten erweiterte diesen funktionalen Bereich. Er war Teil des von Olbrich entworfenen Architektengartens, der als erweiterter Wohn- und Lebensraum bis ins Detail geplant war. Ein Birkenwäldchen im Norden mit „kühlem Sitzplatz“, ein ausgeklügelt gestalteter Vorbereich des Haupteingangs mit Rasenfläche, Hochstämmchen, Pflanzkübeln und Mosaikpflaster sowie ein südlich gelegener Blumengarten mit dominanter Säuleneiche bildeten mit dem Wohnhaus eine Einheit.
Das in abfallendem Gelände gelegene Anwesen wird entlang des Alexandrawegs von einer Bruchsteinmauer gestützt. Hierfür gestaltete Ludwig Habich, ebenfalls Mitglied der Künstlerkolonie, einen Wandbrunnen mit dem Relief des „Trinkenden Jünglings“.
Das 1901 errichtete Haus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Der für diese Villa charakteristische blau-weiße Kachelfries, das Kellergeschoss und das ornamental gestaltete Gartentor sind als wichtige Elemente des Olbrichbaus erhalten geblieben. Mit dem vereinfachten Wiederaufbau ab dem ersten Obergeschoss und der Verlegung des Eingangs nach Osten war der ursprüngliche Entwurf des Architekten über viele Jahre kaum noch nachvollziehbar. Nach umfangreichen Abstimmungsprozessen mit den Beratergremien der Stadt wird das Haus seit 2018 denkmalpflegerisch saniert und dabei die historisch-räumlichen Bezüge behutsam wieder herausgearbeitet. Die Geschichte des Hauses mit den Veränderungen der nachfolgenden Jahrzehnte bleibt ablesbar.